Juni 4, 2024

Belegreife vom Estrich prüfen

Die Belegreife eines Estrichs ist ein entscheidender Faktor für den erfolgreichen Abschluss der Bodenbelagsarbeiten. Belegreife bedeutet, dass der Estrich so weit getrocknet ist, dass er mit dem vorgesehenen Bodenbelag belegt werden kann, ohne dass in der Folge Mängel und Probleme drohen. In diesem Blogbeitrag erläutere ich, wie die Belegreife gemessen wird, welche Fehlerquellen es bei der Messung gibt und was passiert, wenn der Estrich noch zu feucht ist.

 

Wie wird die Belegreife gemessen?

Die Belegreife des Estrichs wird in der Regel durch Messung der Restfeuchte bestimmt. Hierzu gibt es mehrere Methoden:

     

    • CM-Messung (Carbid-Methode): Diese Methode gilt als sehr zuverlässig und wird häufig auf der Baustelle verwendet. Dabei wird eine Probe des Estrichs entnommen und in ein Druckbehältnis mit Carbid und Stahlkugeln gegeben. Durch die chemische Reaktion entsteht Acetylengas, dessen Druck ein Maß für die Feuchtigkeit des Estrichs ist.

    • Elektronische Feuchtigkeitsmessgeräte: Diese Geräte messen den elektrischen Widerstand im Estrich, der von der Feuchtigkeit beeinflusst wird. Diese Methode ist weniger genau als die CM-Messung, kann aber für eine schnelle Einschätzung verwendet werden.

    • Darr-Methode: Hierbei wird eine Estrichprobe gewogen, getrocknet und erneut gewogen. Der Gewichtsverlust entspricht dem Feuchtigkeitsgehalt. Diese Methode ist sehr genau, jedoch zeitaufwendig und daher weniger praktisch für die Baustelle.
     

    Welche Grenzwerte gelten für die Restfeuchte beim Estrich?

    Die Grenzwerte für die Belegreife variieren je nach Estrichart und Bodenbelag:

       

      Calciumsulfatestrich (alle Belagsarten): ≤ 0,5 CM-% (unbeheizt) bzw. ≤ 0,3 CM-% (Heizestrich)

      Zementestrich (keramische und textile Beläge, Laminat und Designböden): ≤ 2,0 CM-% (unbeheizt) bzw. ≤ 1,8 CM-% (Heizestrich)

      Zementestrich (Parkett): ≤ 1,8 CM-% (unbeheizt) bzw. ≤ 1,6 CM-% (Heizestrich) bei keramischen und textilen Belägen

       

      Welche Fehlerquellen gibt es bei der CM-Messung?

      Die Messung der Belegreife des Estrichs ist ein komplexer Prozess, bei dem verschiedene Fehlerquellen auftreten können. Eine häufige Fehlerquelle ist die falsche Probenentnahme. Wenn die Probe zu klein oder nur oberflächlich entnommen wird, spiegelt sie das tatsächliche Feuchtigkeitsniveau im Estrich möglicherweise nicht korrekt wider. Auch eine ungenügende Kalibrierung der Messgeräte kann die Ergebnisse verfälschen. Elektronische Feuchtigkeitsmessgeräte müssen regelmäßig kalibriert werden, um genaue und verlässliche Ergebnisse zu liefern. Darüber hinaus können Umgebungsbedingungen wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit die Messergebnisse beeinflussen. Idealerweise sollten Messungen unter konstanten Bedingungen durchgeführt werden, um Schwankungen zu vermeiden. Eine weitere potenzielle Fehlerquelle ist die nicht ausreichende Berücksichtigung der Trocknungsbedingungen des Estrichs. Ein ungleichmäßig getrockneter Estrich kann an manchen Stellen bereits trocken und an anderen noch feucht sein, was zu falschen Schlüssen über die Belegreife führt.

       

      Was passiert, wenn der Estrich zu feucht ist?

      Wenn der Estrich noch zu feucht ist und dennoch belegt wird, können schwerwiegende Folgen auftreten. Eine der größten Gefahren ist die Schimmelbildung. Feuchtigkeit, die unter dem Belag eingeschlossen ist, bietet ideale Bedingungen für Schimmelwachstum, was nicht nur zu gesundheitlichen Problemen führen kann, sondern auch hohe Sanierungskosten nach sich zieht. Außerdem können verschiedene Arten von Bodenbelägen durch die Feuchtigkeit beschädigt werden. Holzparkett kann sich verziehen und aufquellen, während Teppichböden sich lösen und keramische Fliesen Risse bekommen oder sich ablösen können. Ein weiterer kritischer Punkt ist der Haftungsverlust zwischen Estrich und Bodenbelag. Durch die Restfeuchte kann die Verbindung geschwächt werden, was zu Ablösungen und Unebenheiten führt. Diese Probleme machen deutlich, warum es so wichtig ist, die Belegreife des Estrichs sorgfältig zu prüfen und die geltenden Grenzwerte genau einzuhalten, um langfristig stabile und sichere Bodenbeläge zu gewährleisten.

      In der Hausbau-Checkliste findest du diesen und weitere Prüfpunkte zum Estrich in einer leicht verständlichen und umfangreichen Form. Falls du Mängel beim Estrich in deinem Haus vermeiden möchtest, dann schau dir gerne das E-Book an.

       

      Literatur:

      DIN 18560-1:2021-02 (2021), Estriche im Bauwesen – Teil 1: Allgemeine Anforderungen, Prüfung und Ausführung

      Bundesverband Estrich und Belag (2011), Arbeitsanweisung CM-Messung